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A b‘sonderer Weg

Der Advent ist eine Zeit voller Brauchtum und Musik und Gesang. Es ist eine Einstimmung auf Weihnachten, die kaum schöner begangen werden kann, als beim besonderen Weg auf die Schwarzachenalm.
Dunkel ist die Nacht und doch auch nicht. Hinter den Wolken scheint der Mond, lugt hier und da hervor. Er lässt den Schnee leuchten und wirft Schatten. Der Winterwald ruht. Es ist mystisch, friedlich, verheißungsvoll. Menschen ziehen mit Laternen den Weg entlang. Die einen reden leise. Die anderen sind schweigend in Gedanken versunken, nehmen die Stille ganz in sich auf, in einer Zeit, in der es auch um die innere Einkehr geht. Um einen b’sonderen Weg.
Der ist zu frühabendlicher Stunde gemeinsam beim Holzknechtmuseum in der Laubau gestartet. Ziel ist die Schwarzachenalm. Der Marsch wird etwa eine Dreiviertelstunde dauern. Er führt über eine breite Forststraße, mehr eben als ansteigend. Das Tempo bestimmt jeder für sich selbst. Es hat keine Eile.

Im Zellerbauernkaser auf der Schwarzachenalm weist heimeliges Licht die letzten Meter. Zum Empfang gibt es Glühwein und Tee, Schmalzbrot und Stollen und Lebkuchen. Im ausgebauten Stall nehmen alle Platz, legen mitgebrachte Sitzkissen auf die einfachen Holzbänke. Einen Ofen oder eine Heizung gibt es nicht, trotzdem breitet sich ein Hauch von Wärme aus. Kerzen brennen, Tannenzweige duften, es ist behaglich und friedlich.
Auf einer kleinen Bühne begrüßt Herbert Ringsgwandl die Gäste. Seine Familie kümmert sich um die Alm, sein Vater war es, der die Veranstaltung vor ein paar Jahren ins Leben rief, damals noch in ganz kleinem Stil. Längst hat sich „A b‘sonderer Weg“ herumgesprochen. Bei vielen ist er fester Bestandteil des Advents. Weil die Stunden heroben auf der Alm, abseits von Alltag und Trubel, Spuren hinterlassen.

Wie jedes Jahr hat Heinrich Albrecht mit viel Gespür das Programm zusammengestellt. Die Lesung und bayerisch alpenländische Musikstücke sind harmonisch aufeinander abgestimmt, wechseln sich ab, ergänzen sich gleichermaßen. Mit seiner eindrucksvollen Bass-Stimme singt Heinrich Albrecht nicht nur, sondern liest auch selbst die „Heilige Nacht“ von Ludwig Thoma. Es ist mehr ein Vortragen als das Lesen eines Textes, der berührt - auch Hundert Jahre nach seiner Entstehung und immer wieder. Heinrich Albrecht hat eine musische Ausbildung und außerdem Gesang und Chorleitung am Salzburger Mozarteum studiert. Er ist tief mit der Volkskultur seiner Heimat verbunden. Eine Handvoll Kollegen und Kolleginnen steht ihm an diesem Abend zur Seite. Und so zieht eine feierliche Stimmung in dem einfachen Kaser ein. Ein „gutes Gefühl“ nennt es Heinrich Albrecht, für die Zeit, die Heimat, die Geschichte. „Stille Nacht“ singen zum Abschluss alle zusammen, ein bunter andächtiger Chor voller Zuversicht und Vorfreude.

Draußen steht der Mond noch ein Stückchen höher am Dezemberhimmel über der Schwarzachenalm. Die Silhouette des Sonntagshorns scheint ganz nah. Die Luft ist schneidig kalt. Pudelmützen und dicke Handschuhe werden für den Abstieg übergestreift. Die Herzen voller Musik und berührender Worte machen sich die Menschen auf ihren Rückweg.

Der b´sondere Weg findet jährlich im November und Dezember statt.
Die genauen Termine sind im Ruhpoldinger Veranstaltungskalender gelistet.


 
 
 
 
 
 
05.11.2020
Kathrin Thoma-Bregar
 
 

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