Der Wildtier-Flüsterer
Drei Wildgehege am Unternberg, auf 700 Meter Höhe. In dem einen stolze, schottische Hochlandrinder, in den beiden anderen handzahmes Damwild. Alle Tiere sind das ganze Jahr über draußen. Willi Göttler hegt und pflegt sie wie seinen Augapfel.
Es ist Ende Mai und Willi Göttler sorgt vor. Sorgsam breitet er eine große Plane Fleece aus. Sie dient als Unterlage für die riesigen, in Folie eingeschweißten Heuballen. Es ist das Winterfutter für seine Tiere. Beste getrocknete Bergkräuter und feinstes Gras. Ein benachbarter Bauer fährt ihm die schwere Last mit dem Traktor her. Ballen für Ballen. Vom nicht weit entfernten Wildgehege spitzeln die Hochlandrinder herüber, das Geschehen voll im Blick. Etwas weiter hinten, im anderen Gehege, hat sich ein kleiner, neugieriger Hirsch in den hohen Brennnesseln versteckt.
Über den Bergen steht die Sonne schon tief und Willi Göttlers Tag hat früh begonnen. Ab dem Frühjahr, wenn die Wiesen am Eisenberg unterhalb des Ruhpoldinger Unternbergs reich blühen, schwingt der 64-Jährige jeden Morgen seine Sense. Etwa eineinhalb Stunden, dann ist die Ladefläche seines Pritschenwagens voll. „Das Mähen geht am besten, wenn noch Tau liegt“, sagt er. Anschließend verteilt er das frische Grün in den drei Wildgehegen, säubert die Unterstände, kontrolliert Zäune. Die Tiere hören ihn schon von weitem. Sie erkennen genau das Motorengeräusch seines Wagens. Auch wenn es keine Streicheltiere sind und das Damwild einem extremen Fluchtinstinkt folgt, Willi Göttler fressen sie aus der Hand.
Völlig angstfrei betritt er die Weide der fünf Hochlandrinder. Hinter ihrer typischen Langhaar-Zottelmähne sind die Augen nur zu erahnen. „Aber sie sehen sehr gut“ weiß Willi, bei dem alle Rinder nur „Bazin“ und „Mannein“ heißen. Ruhig aber bestimmt schiebt er die schweren Tiere zur Seite, als sie sich gierig auf das getrocknete Körnerbrot stürzen. Ein seltenes Leckerli. Genauso wie das Fallobst vom Golfplatz, das Willi Göttler im Sommer zum Verfüttern bekommt. Ansonsten gibt es nur Grünzeug, kein Kraftfutter, kein Mais, kein Nichts. Die Hochlandrinder leben ganz naturnah. Bereits im Herbst bilden sie ein dickes, extra-flauschiges Fell. Es schützt sie vor eisiger Winterkälte. Einmal im Jahr werden die Tiere entwurmt, das ist alles. Die Bewegung hält sie in Form. Wasserstelle, Futterstelle und Unterstand hat Willi Göttler an verschiedenen Plätzen eingerichtet, damit sie viel hin und her marschieren müssen. Fitnesstraining für Rinder.
Dem Damwild liegt das Laufen sowieso im Blut. Die Fütterorgie der Hochlandrinder haben sie aufmerksam verfolgt. Jetzt nähern sie sich vorsichtig dem Zaun ihres Geheges, es liegt gleich daneben. Eine sanft abfallende Wiese, mit Bäumen zum Schutz und ganz viel Brennnesseln. Demnächst werden sich die Weibchen – die Damtiere - hierin zurückziehen und ihre Kälber zur Welt bringen. Etwa zwei bis drei Wochen bleibt der Nachwuchs sicher hinter dem Blätterwald verborgen. Das Muttertier kommt zum Säugen, sobald es ruft. Später laufen die Kleinen einfach in der Herde mit. Der junge Hirsch ist mutig und schnappt sich ein paar harte Brotecken. Das Geweih eines männlichen Tieres kann bis zu 70 Zentimeter lang werden. Es wird im März, April abgeworfen und das neu geschobene Geweih Ende August verfegt.
Tiere zu halten, war Willi Göttler nicht fremd. In kurzer Zeit eignete er sich sämtliches Fachwissen an, ließ sich in der Oberpfalz ausbilden und legte entsprechende Prüfungen ab. Für seine Tiere hegt er tiefen Respekt. Nur so kann er ihnen, wenn sie das Alter erreicht haben, den Weideschuss geben. Sie haben keinen Stress durch lange, enge Viehtransporte. Der Tot tritt sofort ein, dort wo sie gelebt haben. In einem Schlachtmobil, das sich Willi Göttler mit anderen Bauern teilt, wird das Rind oder Wild sofort entblutet und zur Weiterverarbeitung zum Metzger gebracht. Das ist nur erlaubt bei Tieren, die das ganze Jahr draußen gehalten werden. Mit dem Fleisch beliefert Willi Göttler Gastronomen und Hotels, auch die Brandler Alm in Ruhpolding. Er ist selbst ein ausgezeichneter Koch und kennt Qualität. „Damwild bietet eines der zartesten Wildfleischsorten und die Struktur des Fleisches vom freilaufenden Highland Cattle ist sehr feinfaserig, saftig und geschmackvoll.“
In früheren Jahren hat Willi Göttler die ganze Welt gesehen, war in Kanada, den USA, Japan. Was ihm wirklich am Herzen liegt, sind seine Tiere. „Ich bin jeden Tag bei ihnen, die Arbeit macht Spaß und ist interessant. Es könnte nirgends schöner sein.“
Über den Bergen steht die Sonne schon tief und Willi Göttlers Tag hat früh begonnen. Ab dem Frühjahr, wenn die Wiesen am Eisenberg unterhalb des Ruhpoldinger Unternbergs reich blühen, schwingt der 64-Jährige jeden Morgen seine Sense. Etwa eineinhalb Stunden, dann ist die Ladefläche seines Pritschenwagens voll. „Das Mähen geht am besten, wenn noch Tau liegt“, sagt er. Anschließend verteilt er das frische Grün in den drei Wildgehegen, säubert die Unterstände, kontrolliert Zäune. Die Tiere hören ihn schon von weitem. Sie erkennen genau das Motorengeräusch seines Wagens. Auch wenn es keine Streicheltiere sind und das Damwild einem extremen Fluchtinstinkt folgt, Willi Göttler fressen sie aus der Hand.
Völlig angstfrei betritt er die Weide der fünf Hochlandrinder. Hinter ihrer typischen Langhaar-Zottelmähne sind die Augen nur zu erahnen. „Aber sie sehen sehr gut“ weiß Willi, bei dem alle Rinder nur „Bazin“ und „Mannein“ heißen. Ruhig aber bestimmt schiebt er die schweren Tiere zur Seite, als sie sich gierig auf das getrocknete Körnerbrot stürzen. Ein seltenes Leckerli. Genauso wie das Fallobst vom Golfplatz, das Willi Göttler im Sommer zum Verfüttern bekommt. Ansonsten gibt es nur Grünzeug, kein Kraftfutter, kein Mais, kein Nichts. Die Hochlandrinder leben ganz naturnah. Bereits im Herbst bilden sie ein dickes, extra-flauschiges Fell. Es schützt sie vor eisiger Winterkälte. Einmal im Jahr werden die Tiere entwurmt, das ist alles. Die Bewegung hält sie in Form. Wasserstelle, Futterstelle und Unterstand hat Willi Göttler an verschiedenen Plätzen eingerichtet, damit sie viel hin und her marschieren müssen. Fitnesstraining für Rinder.
Dem Damwild liegt das Laufen sowieso im Blut. Die Fütterorgie der Hochlandrinder haben sie aufmerksam verfolgt. Jetzt nähern sie sich vorsichtig dem Zaun ihres Geheges, es liegt gleich daneben. Eine sanft abfallende Wiese, mit Bäumen zum Schutz und ganz viel Brennnesseln. Demnächst werden sich die Weibchen – die Damtiere - hierin zurückziehen und ihre Kälber zur Welt bringen. Etwa zwei bis drei Wochen bleibt der Nachwuchs sicher hinter dem Blätterwald verborgen. Das Muttertier kommt zum Säugen, sobald es ruft. Später laufen die Kleinen einfach in der Herde mit. Der junge Hirsch ist mutig und schnappt sich ein paar harte Brotecken. Das Geweih eines männlichen Tieres kann bis zu 70 Zentimeter lang werden. Es wird im März, April abgeworfen und das neu geschobene Geweih Ende August verfegt.
Tiere zu halten, war Willi Göttler nicht fremd. In kurzer Zeit eignete er sich sämtliches Fachwissen an, ließ sich in der Oberpfalz ausbilden und legte entsprechende Prüfungen ab. Für seine Tiere hegt er tiefen Respekt. Nur so kann er ihnen, wenn sie das Alter erreicht haben, den Weideschuss geben. Sie haben keinen Stress durch lange, enge Viehtransporte. Der Tot tritt sofort ein, dort wo sie gelebt haben. In einem Schlachtmobil, das sich Willi Göttler mit anderen Bauern teilt, wird das Rind oder Wild sofort entblutet und zur Weiterverarbeitung zum Metzger gebracht. Das ist nur erlaubt bei Tieren, die das ganze Jahr draußen gehalten werden. Mit dem Fleisch beliefert Willi Göttler Gastronomen und Hotels, auch die Brandler Alm in Ruhpolding. Er ist selbst ein ausgezeichneter Koch und kennt Qualität. „Damwild bietet eines der zartesten Wildfleischsorten und die Struktur des Fleisches vom freilaufenden Highland Cattle ist sehr feinfaserig, saftig und geschmackvoll.“
In früheren Jahren hat Willi Göttler die ganze Welt gesehen, war in Kanada, den USA, Japan. Was ihm wirklich am Herzen liegt, sind seine Tiere. „Ich bin jeden Tag bei ihnen, die Arbeit macht Spaß und ist interessant. Es könnte nirgends schöner sein.“