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Zwischen den Jahren

Es sind mystische, sagenumwogene, geweihte Nächte, die Rauhnächte. Zwölf an der Zahl, von Weihnachten bis Heilig Drei Könige.
Einst berechneten die Germanen ein Jahr aus zwölf Mondmonaten mit 354 Tagen. Das Sonnenjahr zählt aber 365. Somit fehlten am Jahresende elf Tage oder zwölf Nächte. In dieser Zeit, so glaubte man, seien die Gesetze der Natur außer Kraft und Dämonen und Geister der Verstorbenen zögen über den Himmel. Ob das Wort „rau“ von der rauen Kälte und der Finsternis stammt oder vom althochdeutschen „rouh“, das so viel wie wild, haarig und mit Fell bekleidet heißt, weiß man nicht. Nur dass es galt, sich in den Rauhnächte gegen unheilvolle Kräfte zu schützen.

Viele Rauhnachsbräuche und Rituale halten sich bis heute, etwa das Räuchern, vor allem am Weihnachtsabend, an Silvester und zu Heilig Drei König. In jede Stube, in jedem Kammerl werden das Räucherpfandl geschwungen und Weihwasser gesprüht. Auch im Keller, im Dachraum, dem Stadel und dem Stall. Anfang des Jahres ziehen außerdem die Sternsinger umher. C+M+B schreiben sie auf die Türen der Häuser. „Christus mansionem benedicat“ - Christus schütze dieses Haus.

Der wohl bedeutendste Wintergeist des bayerisch-alpenländischen Volksglaubens ist die Frau Percht auch Perscht, Berscht oder Beaschd. Sie macht sich in den Rauhnächten auf zu den Menschen. Als Erdgöttin wacht sie über Aussaat und Ernte, über das Gedeihen des Viehs, über das Spinnen, Nähen und Weben. Sie kontrolliert die Ordnung in Haus und Hof und sorgt für den Fortbestand des Lebens. Wer tatkräftig und fleißig ist, dem ist Frau Percht wohlgesonnen. Die Faulen hingegen bestraft sie. Sie trägt zwei Gesichter, das himmlische, freundliche und ein runzliges, hässliches, schiaches. Im Ruhpoldinger Heimatbuch steht geschrieben: „Auf Heilig-Drei-König mussten die Weibsbilder vom Spinnrad alles abspinnen, sonst kam die Frau Berscht, wickelte das Werch (Werk) um ihre Hände und brannte es ab.“

Perchten heißen auch die in Pelze und Felle vermummten, mit Schellen lärmenden und tanzenden Gestalten, die in den Rauhnächten ihr schauriges Unwesen treiben. Sie ziehen von Haus zu Haus und durch die Straßen der Orte und bringen den Menschen Glück fürs neue Jahr. Und sie flößen ihnen ordentlich Respekt ein - vor den geheimnisvollen Kräften, die die Kreisläufe des Lebens bestimmen. Perchtenläufe gibt es auch während des Ruhpoldinger Rauhnachtsmarkts. Und noch viel mehr.

Rauhnächte im Kurpark
Wenn die Schneeflocken fallen und die nahende Dunkelheit von Kerzenlichtern und hellem Schein durchstrahlt wird, wenn es nach gerösteten Maronen duftet und nach würzig-heißem Glühwein, wenn zauberhafter Dreigesang erklingt und leise Harfenmusik, dann ist wieder Ruhpoldinger Rauhnachtsmarkt im geschmückten Kurpark. Ein liebevoll zusammengestelltes Musik- und Unterhaltungsprogramm führt durch die mystische Rauhnachtswelt. Es werden Gschicht’n gelesen und man lernt allerhand übers Räuchern, dazu gibt’s einheimisches Kunsthandwerk und feine Köstlichkeiten.

Besuchen Sie den Rauhnachtsmarkt! Jedes Jahr zwischen Weihnachten und Silvester im Kurpark.

 
 
 
 
 
 
21.12.2020
Kathrin Thoma-Bregar
 
 

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